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Stefan Wimmer, Mike Rupin und Harald Labbow (von links) wollen ein Bewusstsein dafür schaffen, was für eine Dichte an Kulturangeboten Bad Reichenhall hat. Und konkret informieren. −Foto: Sabine Zehringer
Passauer Neue Presse, 12.02.2022 / Sabine Zehringer
So viel Kultur – so wenig bekannt
Da saßen sie vor einiger Zeit und klagten sich gegenseitig ihr Leid: Besonders betroffen von den Pandemie-Maßnahmen und vergessen von der Politik, das Budget schmal, die Aufgabe groß.
Der Direktor der Reichenhaller Kunstakademie Stefan Wimmer kann plastisch schildern, wie es den Kulturschaffenden in der Kurstadt in den vergangenen Monaten erging – und doch: Ist Corona nicht nur die Lupe, die sichtbarer macht, was ohnehin da ist? Mangelndes Bewusstsein, fehlende Wertschätzung?
Weiß denn die Bevölkerung überhaupt, wie lebendig die Kunstszene in Bad Reichenhall ist und wenn nicht, wie kann man es ihr näher bringen? Und lässt sich der Politik die Bedeutung der Kultur vermitteln, damit weiter in sie investiert wird?
Kulturschaffende durch Corona unter Druck
„Die Corona-Pandemie hat uns allen vor Augen geführt, dass die Kultur, die Kulturschaffenden und die Kulturorganisatorinnen in all ihren Lebens- und Arbeitsbereichen massiv unter Druck geraten sind. Gleichzeitig wurde offensichtlich, dass Kunst und Kultur ebenso wie Bildung für eine funktionierende Gesellschaft wie auch für die Gesundheit der Menschen elementar sind“, sind sich Stefan Wimmer, Harald Labbow, Vorsitzender des Trägervereins der Reichenhaller Philharmoniker, und Mike Rupin vom Kunst & Kulturverein Sternenzelt mit seiner Bühne im Magazin3, einig.
Doch „fühlten sie nicht“, dass die vorhandenen Institutionen ausreichen, um Antworten jenen zu bieten, die sich ganz banal fragen: „Was machen wir denn heute?“
„Diskontinuität“ im Stadtmarketing
Von „Diskontinuität“, unter der man leide, spricht Stefan Wimmer und meint nicht zuletzt Gründung und Zusammenbruch der Berchtesgadener Land Tourismus Gesellschaft (BGLT). Zumal ganz aktuell das Stadtmarketing wieder in der Luft hängt – zwischen scheidender Geschäftsführerin und noch unbekannter Nachfolge.
„Wir müssen das Heft jetzt selbst in die Hand nehmen“, war deshalb den drei Initiatoren klar. Sie hoben also das „Netzwerk Kultur Bad Reichenhall“ (NKBR) aus der Taufe, um ihre Kräfte zu bündeln und eine Plattform auf die Beine zu stellen, die etwa Hoteliers, Gäste und Einheimische gleichermaßen künftig täglich über die vorhandenen Angebote informieren soll. Bewusst ohne städtische Beteiligung. „Nur informiert haben wir die Stadt, dass wir das machen.“
Beeindruckende Liste lässt Vergleich mit Weimar wagen
Wimmer, Labbow und Rupin geraten ins Schwärmen, jeder einzelne, wann immer die Heimatzeitung mit ihnen ins Gespräch kommt. Über Bad Reichenhall. So auch am Donnerstag in der Alten Saline, als in sie den aufwendig sanierten Gemäuern, die Historie regelrecht atmen, ihr Projekt vorstellen. Alleine die nackten Daten zu den wichtigsten und geschichtsträchtigsten Protagonisten sind beeindruckend:
• 200 Jahre Reichenhall Museum
• 175 Jahre Staats- und Kurbad
• (mehr als)150 Jahre Bad Reichenhaller Philharmoniker
• (Mehr als) 100 Jahre Filmtheater Park Kino
• mehr als 50 Jahre Volkshochschule Bad Reichenhall
• mehr als 40 Jahre Musikschule
• 30 Jahre Kulturverein Sternenzelt e.V./Magazin3
• 25 Jahre Kunstakademie Bad Reichenhall
Und so scheut Stefan Wimmer den Vergleich mit Goethes und Schillers Weimar, Heimat der weltberühmten Schule für Architektur und angewandte Kunst „Bauhaus“, nicht, wenn er von einem unglaublichen Kulturangebot in Relation zur Größe Bad Reichenhalls spricht. Die Stadt mit fast 20000 Einwohnern, so ist es auch in der gemeinsamen Pressemitteilung zu lesen, biete allein mit den angesprochenen Institutionen eine im deutschsprachigen Raum „einmalige Dichte an hochwertigen, traditionsreichen und innovativen Kultur- und Bildungsorten“.
Ab Dienstag: E-Mail für alle
Das Netzwerk hat sich zum Ziel gesetzt, diese Vielfalt mehr in den Fokus der Öffentlichkeit zu rücken – ganz pragmantisch: „Bislang müssen sich Gäste und Einheimische mühselig zusammensuche, was denn an einem Tag los ist“, weiß Harald Labbow. Ein gemeinsamer Newsletter soll als erstes die Lücke schließen. Am Dienstag, 15. Februar, geht der Debütant raus. Per Mail an info@kultur-reichenhall.de können sich Interessierte dafür anmelden. Oder sich dem Netzwerk gleich anschließen. „Wir sind für alle offen“, sagt Mike Rupin. Das Logo mit dem beiden Halbkreisen, dem quasi offenen Kreis, soll genau das ausdrücken.
Ebenfalls ab Dienstag ist auf den Homepages und den Social-Media-Kanälen der Mitglieder des Netzwerkes ein Imagefilm aller Einrichtungen zu finden. Grundsätzlich haben die Mitglieder weiterhin ihre eigenen analogen und digitalen Auftritte, wollen dabei aber künftig sichtbar machen, Teil dieses Netzwerkes zu sein. Ins Auge gefasst ist aber auch eine gemeinsame Plattform. Die Domäne kultur-reichenhall.de ist laut Stefan Wimmer auf jeden Fall schon gesichert.
Kontakt:
Magazin3 / Kunst- & Kulturverein Sternenzelt e.V.
Alte Saline 12
D – 83435 Bad Reichenhall
Telefon: +49 (0)8651 965360